Braunkehlchen - Vogel des Jahres 1987

Foto: (NABU/Kathy Büscher) Braunkehlchen
Foto: (NABU/Kathy Büscher) Braunkehlchen

 Als Bewohner strukturreicher Wiesen und Weiden gehört das Braunkehlchen zu den Arten, die ganz besonders unter der Nutzungsintensivierung unserer Kulturlandschaft leiden.

 

 Aussehen und Verhalten

Das Gefieder des etwa 13 cm großen Vogels ist auf der Unterseite weißlich mit rahmfarbener Kehle. Braunkehlchen haben in allen Kleidern und Altersstufen einen hellen Streifen über dem Auge, bei Männchen ist er leuchtend weiß. Die Kehle und die Brust sind orangebraun gefärbt, der Rücken braun mit dunklen Flecken. Fliegen Braunkehlchen auf, blitzt die weiße Schwanzbasis hervor.

Häufig verweilen die Vögel auf einem Zaunpfahl und starten von hier aus ihre Jagdflüge. Ruhig sitzen sieht man sie selten, ähnlich wie Rotkehlchen „knicksen“ sie oft und wippen mit dem Schwanz.

 

Lebensraum

Braunkehlchen besiedeln offene Landschaften und sind in Mitteleuropa sowohl im Flachland als auch in den Mittelgebirgen anzutreffen. Wiesen und Gräben, kleine Brachflächen, Raine und Riedwiesen sind sein Lebensraum. Zum Brutbiotop gehört außerdem eine vielfältige Krautschicht zur Nahrungssuche, vor allem aber müssen höhere Einzelstrukturen (z.B. einzelne Bäume oder Pfähle) als Sitzwarten vorhanden sein. Als Folge mehrmaliger Grasschnitte und intensiver Grünlanddüngung weicht das Braunkehlchen zunehmend auf feuchte bis nasse Standorte, Heiden und Moore aus.

 

Nahrung

Braunkehlchen ernähren sich überwiegend von Insekten und deren Larven. Auch Spinnen, kleine Schnecken und Würmer zählen zum Nahrungsspektrum. Im Sommer und Herbst kommen gelegentlich Beeren hinzu.

 

 Zugverhalten

Anfang bis Mitte April kehrt das Braunkehlchen aus seinem Winterquartier im subtropischen Afrika in sein europäisches Brutgebiet zurück. Es baut sein Nest in der Regel am Boden, bevorzugt am Fuß einer größeren Staude oder eines Busches, nach oben gut durch Halme oder Ähnliches getarnt. Ende April bis Anfang Juli erfolgt die Eiablage. Ein Gelege besteht meist aus 6 grünlich-blauen Eiern. 11 bis 13 Tage später schlüpfen die Jungen, die das Nest nach weiteren 11 bis 15 Tagen flugunfähig verlassen, sich jedoch bis zur Flugfähigkeit im Alter von 17 bis 19 Tagen in Nestnähe verstecken. Zweit- und Ersatzbruten sind üblich.

 

 Vorkommen

In Europa leben schätzungsweise 5,4 bis vielleicht sogar 10 Millionen Brutpaare, wovon mehr als die Hälfte in Skandinavien und Russland - dem Kerngebiet seiner Verbreitung - vorkommen. Der Bestand in Deutschland bewegt sich zwischen 37.000 und 90.000 Paaren. Das Braunkehlchen ist in allen Roten Listen Mitteleuropas, mit Ausnahme von Polen und Ungarn, verzeichnet.

pixaby/Erich Westendarp
pixaby/Erich Westendarp

 Die Gefährdung des Braunkehlchens ist in erster Linie durch Vernichtung oder zumindest erhebliche Beeinträchtigung seines Lebensraumes zu erklären. Ehemals nur extensiv genutzte Grünlandbereiche, artenreiche Streuwiesen, sowie Heide- und Moorgebiete wurden in monotone Grassaaten, Ackerland oder Nadelwälder umgewandelt. Mit Hilfe intensiver Düngung werden Wiesen frühzeitig und mehrmals pro Jahr gemäht. Großflächig ausgebrachte Insektiziden und Herbizide vermindern gleichzeitig die für das Braunkehlchen essentielle Nahrungsbasis.

 

Forderungen zum Schutz

 Hilfe für das Braunkehlchen können Feuchtwiesen-Schutzprogramme auf großen zusammenhängenden Wiesenflächen bieten. Strukturbereicherungen, wie etwa das Belassen von Altgrassteifen mit drei- bis vierjährigem Mahdrhythmus, tragen ebenfalls zur Erhaltung einer abwechslungsreichen Wiesenlandschaft bei. Wiedervernässung und eine extensivere Grünlandnutzung, die Reduktion von Düngemitteln und Bioziden, sowie vor allem die Anpassung von Mahdterminen an die Brutbiologie des Braunkehlchens (Mahd erst ab Mitte Juli), sind weitere geeignete und wirksame Schutzmaßahmen.