Im Zeitalter des Oberkarbon vor 325 – 290 Mio. Jahren tauchten die ersten geflügelten Insekten auf. Unter ihnen waren auch Libellen. Karbon ist auch bekannt als das Zeitalter in dem die „Kohlenwälder“ gewachsen sind. Schuppen- und Siegelbäume, Schachtelhalme und Farne herrschten vor.
Hier eine Versteinerung aufgenommen 2017 im LWL Naturkunde-Museum in Münster.
Einige Beispiele von Abdrücken aus meiner Sammlung von unter Tage.
Die Vierfleck Libelle aus der heutigen Zeit sieht der Versteinerung recht ähnlich.
Als diese Versteinerungen noch Pflanzen waren, gab es schon die ersten Libellen. Als die ersten Menschen auftauchten war aus diesen Pflanzen schon lange Kohle geworden.
Die schönen Insekten unterteilen sich in Großlibellen, wie die Mosaikjungfer und in Kleinlibellen, wie die Binsenjungfer
Großer Pechlibelle (weibl.) Gebänderte Prachtlibelle (m)
Gemeine Federlibelle (männl.) Rubinjungfer (männl.)
Libellen haben Fassettenaugen, was bedeuten, dass sich die für uns sichtbaren Augen aus vielen kleinen Einzelaugen zusammensetzen. Die Flugjäger unter den Großlibellen haben bis zu 30000 Kleinlibellen bis zu 7000 Einzelaugen. Bei der groben Rasterung der Augen handelt es sich um kleine „Einzelaugen“, die jedes Auge für sich ein eigenes Bild wahrnehmen
Eine weitere Besonderheit vieler Insektenaugen ist die Pseudopupille. In diesem Bereich ist die höchste Konzentration des Sichtfeldes, mit meinen Worten ausgedrückt.
Ein Unterscheidungsmerkmal von Groß- und Kleinlibellen, ist der Unterschiedliche Aufbau der Augen. Bei der Vorderansicht einer Großlibelle erkennt man die eng beieinander liegenden großen Augen. Wohingegen die Augen der Kleinlibellen immer recht weit auseinander liegen.
Einen weiteren Unterschied stellen die Flügel dar. Zum einen die jeweilige Form als auch die Haltung der Flügel.
Bei dem Bild der weiblichen Gebänderten Prachtlibelle lässt sich an den mit Tau benetzten Flügeln gut erkennen, dass Kleinlibellen vier etwa gleichgeformte Flügel haben. Vorder- und Hinterflügel von Großlibellen, wie z.B. bei der männlichen Nordischen Moosjungfer, sind unterschiedlich aufgebaut.
Großlibellen breiten kurz vor ihrem Jungfernflug die Flügel aus und legen sie danach zeitlebens nicht mehr zusammen, hier ein männlicher Plattbauch.
Die meisten Kleinlibellen falten in Ruhestellung ihre Flügel zusammen, wie die weibliche Winterlibelle.
Bei dieser Blutroten Heidelibelle (Großlibelle) kann man sehen, dass Vorder- und Hinterflügel separat bewegt werden.
Instinktiv synchronisieren Libellen ihre Flügelschläge im Tandemflug.
Das Männchen der Gebänderten Prachtlibelle (Kleinlibelle) im Landeanflug. Auch die Kleinlibellen sind in der Lage ihre Flügel separat zu bewegen.
Bei der Binsenjungfer (Kleinlibelle) kann man, bei genauem hinsehen, erkennen, wie die Flügel bewegt wurden. Aufgrund der „langen“ Belichtungszeit sind die Flügel in der Bewegung festgehalten.
Eine Besonderheit der Libellen- und manch anderer Insektenflügel ist das Flügelrandmal, Pterostigma genannt. Es ist ein wichtiges Merkmal für die Bestimmung von Libellenarten, da es bei den unterschiedlichen Arten verschiedene Formen und Farben gibt. Nur bei männlichen Prachtlibellen fehlt das Flügelmal.
Ein weiteres Insekt mit Flügelmalen ist z.B. die Ameisenjungfer. Dieses Exemplar mit einer Körpergröße von etwa 8cm kommt einer Großlibelle gleich, die Flügelhaltung in Ruhe entspricht der einer Kleinlibelle. Das Flugbild dieses Netzflüglers ist ehr flatternd und ähnelte dem einer „volltrunkenen“ Libelle. Sie ist, wie die Libellen, ein Räuber aber nachtaktiv.
Überlebenswichtig bei Libellen sind die mit langen Dornen versehenen Beine, hier bei einer Kleinen Binsenjungfer. Mit den Beinen wird ein „Fangkorb“ gebildet, der durch die Dornen „abgedichtet“ wird. Bei der Heidelibelle ist zu erkennen, dass zwischen den Dornen noch Borstenhaare vorhanden sind, die gewährleisten, dass auch kleine Beutetiere nicht mehr flüchten können.
Die Beine der weiblichen Prachtlibelle sind zu einem Fangkorb geformt. Ihr Kopf befindet sich so tief darin, dass sie das gefangene, kleine Insekt direkt verspeist. Im Hintergrund kann man erkennen, dass der Vorderflügel auf der rechten Körperseite schon arg in Mitleidenschaft gezogen wurde. Sobald sich weibliche Prachtlibellen am Gewässer offen zeigen werden sie von einer „wilden Horde“ Männchen verfolgt und die lassen keinerlei Vorsicht walten.
Das Libellenleben beginnt mit dem ablegen der Eier. Die Strategien vieler Libellen unterscheiden sich dabei sehr voneinander.
Einige Beispiele:
Das Weibchen der Blaugrünen Mosaikjungfer legt die Eier in Wassernähe in Pflanzen, auf Moos, in Mauerritzen oder an allen möglichen Stellen mit pflanzlichen Bestandteilen, die der Libelle passend erscheinen, ab. Gut zu sehen ist der Legedorn, der ausschließlich zur Eiablage dient.
Keine Libelle hat einen Giftstachel, wie Wespen und Bienen.
Das Weibchen der Gebänderten Prachtlibelle begibt sich gegen die Strömung unter Wasser. Dort wird sie ihre Eier in Pflanzenstengeln ablegen. Im Anschluss daran wird sie das Wasser wieder verlassen und dank Lotoseffekt perlt es von ihr ab. Häufig werden die Eier auch abgelegt, während sich das Weibchen über Wasser befindet, was allerdings nicht unbemerkt bleibt und Männchen, die häufig in größerer Zahl am Ufer sitzen, auf den Plan ruft, die die Eiablage stören.
Weibliche Gebänderte Prachtlibelle bei der Eiablage
Binsenjungfern legen ihre Eier in die Hohlstängel z.B. von Binsen kurz über der Wasseroberfläche.
Dieses Weibchen der Großen Königslibelle legt die Eier ohne Begleitung eines Männchens in einen Schachtelhalm ab.
Heidelibellen fliegen als Tandem und verteilen „wahllos“ die Eier frei auf die Wasseroberfläche. Von dort aus sinken diese auf den Grund des Gewässers ab. Als ich das Bild gemacht habe war allerdings kein Wasser da. Die Libellen suchen sich vermutlich bewusst Stellen aus, die als erste wieder vernässen. Der helle Punkt am Ende vom Hinterleib des Weibchens ist ein Ei.
Häufig sind Männchen als „Wächter“ bei der Eiablage dabei. Zum einen achten sie darauf, dass sich keine „fremden“ Männchen „ihrem“ Weibchen nähern und zum anderen gilt ihre Aufmerksamkeit der direkten Umgebung. Ich habe beobachtet, dass sich ein Rückenschwimmer (eine Raubwanze) die an der Wasseroberfläche auf Beute lauert, dem Libellenpaar genähert hat. Bevor dieser Räuber das Libellenweibchen ergreifen konnte, ist das Männchen aufgeflogen und hat das Weibchen mitgezogen.
Die Hinterbeine vom Rückenschwimmer sind wie Ruder geformt und versetzen das Insekt in die Lage recht behände zu schwimmen. Mit den anderen Beinen wird Beute ergriffen und festgehalten. Der spitze Saugrüssel ist eine effektive „Waffe“ mit dem auch Menschen schmerzhaft gestochen werden können.
Der Vergleich der Exuvien (Larvenhäute) zeigt Unterschiede im Körperbau und Größe. Ich habe diese Beiden an einem kleinen Gartenteich gefunden. Die Bezeichnung Groß- und Kleinlibelle kann man in diesem Vergleich sicher nachvollziehen. Bei einer Begegnung im Wasser wäre nur eine Larve übrig geblieben.
Hier ist die Larve einer Kleinlibelle zu sehen. Am Ende vom Hinterleib sind Kiemenblättchen zu erkennen, die es bei Großlibellenlarven nicht gibt. Auf dem Rücken sind Flügelscheiden in denen sich die Flügel entwickeln. Unter dem Kopf befindet sich die „eingefahrene“ Fangmaske mit der die Beute ergriffen wird.
Genau, wie die späteren Libellen sind die Larven auch effektive Räuber. Mückenlarven stehen auch auf dem Speiseplan und werden mit der Fangmaske gefangen, wenn sie vorbeischwimmen. Die Larve auf dem Foto verspeist gerade eine Mückenlarve.
Die Libellenlarven habe ich 2006 zufällig in einem ausrangierten Aquarium, das auf dem Hof stand, entdeckt.
Die Libellenlarven habe ich 2006 zufällig in einem ausrangierten Aquarium, das auf dem Hof stand, entdeckt. Durch die Haut der Vierfleck Larve schimmern die hellen Flügel durch. Deutlich erkennt man, dass die Großlibellenlarve keine Kiemenblättchen hat.
Die Larve der Frühen Adonislibelle ist auf der Suche nach einem Pflanzenstängel, an dem sie hochklettern kann. Am Hinterleib schimmert bereits die rote Farbe der Libelle durch.
Manchmal kommt es zu einem „Massenschlüpfen“, in diesem Fall waren es 24 Frühe Adonislibellen, die fast zeitgleich an einem recht kleinen Gartenteich geschlüpft sind, an großen Gewässern können es auch einige Hundert dieser Insekten sein.
Diese Heidelibelle ist dagegen alleine geschlüpft. Verborgen unter einem großen Blatt.
Bild 1: Bei dieser Larve ist soeben die Haut aufgeplatzt und Kopf und Thorax der Vierfleck Libelle sind bereits zu sehen.
Bild 2: Die weißen „Fäden“ sind dünne Schläuche, die bei der Larve die Verbindung der Atmungsorgane zu den „Kiemen“ sind.
Bild 3: Die noch weichen Beine werden eines nach dem anderen ausgestreckt.
Bild 4: In dieser Position verharrt die junge Libelle für einige Zeit, um sich dann mit einem Schwung nach oben zu bewegen. Wobei sie sich am Kopf der Larvenhaut festhält und den Hinterleib aus der dann leeren Hülle herauszieht. Dabei lösen sich die weißen Fäden von der Libelle, sie werden ohnehin nicht mehr benötigt und geben die Atemöffnungen, Stigmen genannt, frei.
Bild 5: Auf dem Rücken der Exuvie sind Wiederhaken zu sehen, die evtl. Schutz gegen Fressfeinde, wie Fische, darstellen.
Bild 6: Nun beginnt die längste Phase beim Schlupf der Libelle. Flügel und Hinterleib werden nach und nach mit Körperflüssigkeit gefüllt und müssen anschließend aushärten, damit der Libellenkörper den zukünftigen Belastungen standhält.
Bild 7: Langsam aber sicher füllen sich die Flügel und der Hinterleib mit Flüssigkeit.
Bild 8: Auf dem Bild ist ein Tropfen Flüssigkeit am Hinterleib zu sehen, der von der jungen Libelle abgesondert wird, weil er „überflüssig“ geworden ist. Flügel und Abdomen sind gefüllt mit der Körperflüssigkeit und haben ihre Endgröße erreicht.
Bild 9: Eine Blattlaus schaut sich die junge Libelle einmal aus der Nähe an. Bei einer späteren Begegnung in der Luft wäre es sicher um das kleine Insekt geschehen.
Bild 10: Ein Regenschauer stellt eine Gefahr für das schlüpfende Insekt da, weil es, mit Wassertropfen benetzt, schnell auskühlt. Auf dem Bild ist zu erkennen, dass das Wasser an der Libelle abperlt, das ist der sogenannte Lotoseffekt. Wenn der Körper der Libelle zu kalt geworden ist verlässt sie die Kraft und sie kann sich evtl. nicht mehr festhalten und fällt ins Wasser, was in der Regel ihr Todesurteil ist.
Bild 11: Zurück zur schlüpfenden Vierfleck Libelle, die ihre Flügel plötzlich ausbreitete und, wie bei Großlibellen üblich, nicht mehr zusammenlegt hat.
Bild 12: Auf den Bildern ist zu erkennen, dass die Libellenflügel nicht einfache flache Tragflächen sind, sondern im laufe der Evolution eine Struktur bekommen haben, die es der Libelle ermöglicht alle möglichen Flugmanöver zu absolvieren. Wieviel Berechnungen Wissenschaftler wohl anstellen müssten, um entsprechende Ergebnisse zu erzielen. Auf den beiden Flügelpaaren sind etwa in der Mitte am jeweiligen oberen Rand dunkle Flecken zu sehen, die der Libelle den Namen geben - Vierfleck.
Diese Larve einer Heidelibelle lebte leider nicht mehr. Evtl. ist sie erfroren, als es früh morgens recht kalt war. Ihrer Vorgängerin ist es besser ergangen, wie die leere Exuvie oberhalb der Larve beweist.
Diese frischgeschlüpfte Blaugrüne Mosaikjungfer ist ins Wasser gefallen, was verschiedene Gründe haben kann.
Diese Frühe Heidelibelle ist bei ihrem Jungfernflug ins Netz einer Kreuzspinne geraten.
Bei der linken Pechlibelle sind die Flügel beim Aushärten „verweht“, was bedeutet, dass sie flugunfähig ist. Die rechte Libelle wurde mutmaßlich auch Opfer vom Wind und ist schon vorm endgültigen Schlupf aus der Larvenhaut schwer verletzt worden.
Das Männchen der Gebänderten Prachtlibelle ist mehreren Wasserläufern zum Opfer gefallen.
Diese „alte“, männliche Heidelibelle, mit nur noch drei Flügeln, hatte eine „Bruchlandung“ hingelegt und war nicht mehr in der Lage wieder aufzufliegen. Die Energie war verbraucht, das Leben zu Ende.
Auch diese weibliche Kleine Binsenjungfer, die mit Raureif überzogen war, ist auf natürliche Weise gestorben. Dabei handelt es sich um natürliche Abläufe und die Libellen haben in der Regel ihren „Lebenszweck“, den Beitrag zur Arterhaltung erfüllt.
Sie möchten noch mehr über heimische Libellenarten, Umwelteinflüsse und vieles mehr erfahren? Dann lesen Sie hier mehr über Libellen: Auf der Suche nach Libellen (Fotos und Texte von Hermann Bergjürgen)