Wenn im Februar die Temperaturen langsam steigen, gehen Grasfrosch und Erdkröte wieder auf Wanderschaft. Sie suchen ihr Laichgewässer auf. Jenen Ort, in dem sie selbst einst geboren worden sind. Seit die Amphibien vor rund 360 Mio. Jahren beschlossen haben, an Land zu leben, folgen sie nun jenem alten und von der Natur immer wieder verbesserten „Rezept“. Von den etwa 3000 Eiern eines durchschnittlichen Grasfrosch-Laichballens schaffen es gerade mal 4-5 geschlechtsreife Geschwister zurück in die Heimat. Und nur selten erlebt ein Frosch eine weitere Laichsaison. Zu vielfältig sind die Gefahren, denen er ausgesetzt ist: Fressfeinde aller Art, darunter manchmal sogar die eigenen Eltern, haben Frösche eben „zum Fressen gern“. Dazu wird ihr Lebensraum durch den Menschen immer weiter zerschnitten, vergiftet oder zerstört.
Eine der größten Gefahren lauert gewiss auf Froschkönigs Wanderweg, wo er eine viel befahrene Straße überqueren muss. Wenn ein Auto mit einer Fahrgeschwindigkeit von nur 30 km in der Stunde an dem Tier vorbeifährt, ist die Windsogkraft dennoch so hoch, dass die inneren Organe der Amphibien tödliche Schäden nehmen können. Daher appelliert Christian Lynen vom NABU an die Autofahrer: Wenn Frösche und Kröten besonders aktiv sind, also zwischen 19 und 24 Uhr, sollte am alten Stockwieser Damm, an der Quarzwerkestraße und in der Nähe von anderen Laichgewässern nur im Schritttempo gefahren werden.
Aktive des NABU Haltern am See und Mitarbeiter der Quarzwerke Haltern treffen sich am kommenden Samstag, 09. Februar um 09:30 Uhr an der Quarzwerkestraße, um den Amphibienschutzzaun aufzustellen. Hier gibt es Laichgewässer zu beiden Seiten der Straße. Täglich werden Ehrenamtliche des NABU und Helfer der Quarzwerke morgens und spät abends die Tiere absammeln, zählen und auf die jeweils andere Straßenseite tragen. Und am Stockwieser Damm wird ab 14:30 Uhr der Zaun aufgebaut. Also, liebe Autofahrer, bitte nehmen Sie Rücksicht auch auf die Menschen!
Wer beim Aufbau oder beim Absammeln helfen möchte ist herzlich willkommen, heiße Getränke stehen bereit.
Weitere Info: NABU Haltern am See, Tel. 02364 935330, e-mail amphibien@nabu-halternamsee.de
Es ist ein ungleiches Wettrennen, das Frösche, Kröten und Molche alljährlich im zeitigen Frühjahr gegen Autos aufnehmen. Niemand hat die angefahrenen Tiere gezählt, und auch nicht jene, die platt wie Briefmarken auf dem Asphalt klebten, oder die wie Hackfleisch aussahen.
Der Amphibienschutzzaun an der Sythener Straße kann nicht alle Tiere schützen, und dem Gemetzel an der Holtwicker Straße versuchen Christa Haack und ihre Mitstreiter Abend für Abend Foto: Jörg Gröger Einhalt zu gebieten. Seit kurzem gibt es auch am
Stockwieser Damm freiwillige "Übergangshelfer" für Kröten.
Für alle Amphibienwanderrouten gilt: Helfer willkommen!
An vielen Straßen in Haltern lassen Kröte und Co ihr Leben, weil sie nichts anderes wollten, als ihre Art zu erhalten. Auch die Naturschützer vom NABU kämpfen gegen Windmühlen und schließlich
lohnt sich der Einsatz. Allein an der Sythener Straße wurden in den vergangenen Jahren während jeder Wanderzeit Hunderte von Tieren gezählt. Die meisten davon waren Grasfrösche, daneben trugen
die Helfer auch Kröten und Molche auf die andere Straßenseite.
Amphibien überlassen zumeist ihren Laich nach der Eiablage sich selbst. Über 3000 davon füllen bereits Ende März das Laichgewässer, um schon bald die jungen Kaulquappen aus der Eihülle zu
entlassen. Sie ähneln zunächst noch mehr einem Fisch als einem Frosch.
In der ersten Zeit ernähren sich die Kaulquappen von winzigen Teilchen toter Pflanzen oder Kleinstlebewesen. Nach etwa 9 Wochen haben die Kaulquappen zwar noch den Schwanz, aber mit ihren
Schwimmbeinen sind sie nun doch den erwachsenen Fröschen ähnlich, wenngleich viel kleiner. Sie bereiten sich nun auf das Leben an Land vor, Lunge und Verdauungstrakt werden an die neue Umgebung
angepasst. Nun beginnen sie auch, Insektenlarven zu fressen. Wer Frösche in seinem Gartenteich hat, braucht sich um Mücken und viele andere lästige Krabbeltiere kaum Sorgen zu machen.
Im Juni, gibt es oft, insbesondere nach einem ausgiebigen Regen das Phänomen des "Froschregens". Die Kaulquappen, nun für das Landleben bestens ausgestattet, haben sich in Frösche verwandelt. Wie
auf ein geheimes Zeichen verlassen tausende von winzigen Tieren, nicht größer als ein Fingernagel, die Gewässer - der "Froschregen" ist ein nur wenige Tage dauernes Ereignis. Hüpfend im nassen
Gras möchte man meinen die Winzlinge "spritzen" wie Regentropfen. Die jungen Frösche machen sich auf die Suche nach einem Lebensraum, in dem sie erwachsen werden können um eines Tages zu ihrem
Laichgewässer zurückzukehren.
Junge Amphibien sind stets in Gefahr gefressen zu werden. Molche, Fische oder Enten, ja selbst erwachsene Frösche, haben Eier und Jungtiere zum Fressen gern. Von den circa 3000 Eiern eines Laichballens erleben vielleicht 500 Tiere den ersten Winter, den sie in kleinen Höhlungen unter Steinen oder Wurzeln in Winterstarre verbringen. Füchse, Krähen, Greifvögel oder Eulen verschmähen auch die ausgewachsenen Amphibien nicht. Wenn die Frösche geschlechtsreif sind, also mit etwa 3 Jahren, leben nur noch 4 oder 5 Tiere aus dem Laichballen.
Der Kreis schließt sich mit einer neuen Frühjahrswanderung zum
Laichgewässer. Männchen umklammern Weibchen, lassen sich von ihnen tragen und warten auf die Eiablage um ihren Samen hinzu zu geben.
Text: Carola De Marco
Es ist kalt, teilweise liegt Schnee, aber der Amphibienschutzzaun muss aufgebaut werden. Ende Januar machen wir den ersten Anlauf – vorausgesetzt, das Wetter spielt mit. Sobald das Thermometer um 5 Grad herum anzeigt, wandern hunderte von Froschkönigen innerhalb weniger Tage zum Laichgewässer.
„Also bleibt es beim Samstag um 9 Uhr an der Sythener Straße am Schwarzen Weg,“ sagt Christian nun schon das ich-weiß-nicht-wievielte Mal ins Telefon. Seit Tagen telefoniert er allabendlich mit Eigentümern von Wald und Feld, mit Helfern, die den Amphibienzaun aufbauen, mit Leuten, die einen oder zwei Tage in der Woche den „Absammelplan“ erfüllen...
Ich kann das Wort Kröte und Frosch schon bald nicht mehr hören. Doch Christian schafft es auch in diesem Jahr wieder mit Engelsgeduld, die Amphibienfreunde unter einen Hut zu bekommen. Genug Leute zum Aufbau, ein paar Absagen wegen Krankheit,..., ich rechne nach, wieviel belegte Brötchen, Tee und heißen Apfelsaft wir brauchen.
Freitagabend – von wegen Feierabend! Für Ehrenamtliche fängt der Tag jetzt erst richtig an. Da heißt es Anhänger ausleihen und zur Biologischen Station fahren, wo unser Amphienzaun im Schuppen lagert. Mit Stirnleuchten krabbeln wir jedes Jahr in die Gitterboxen und fummeln die Eisen auseinander. Die verflixten Dinger verhaken sich stets ganz fies ineinander.
Am Samstag stehen wir wieder früh auf, hart für Morgenmuffel wie mich. Wie in jedem Jahr schlingen wir hastig ein Schnittchen hinunter und packen das Werkzeug auf den Anhänger. Ja nichts vergessen! NABU-Fahne, Thermoskannen, Brötchen, Trinkbecher... Und alle Jahre wieder schaffen wir es gerade so eben zur vereinbarten Uhrzeit am richtigen Ort zu sein.
In ein paar Stunden wird alles fertig sein. Dann sind wir müde, aber zufrieden. Die Amphibienwanderung kann los gehen.
Text: Carola De Marco
Aufbau der Amphibienzäune - 11.02.2018
Am 11. Februar war es wieder so weit. Zahlreiche Freiwillige haben an der Quarzwerkestraße und am Stockwieser Damm die Amphibienzäune aufgebaut. Nun kann sie also losgehen, die Wanderung von Erdkröte und Co. Sobald die Nächte durchgängig Temperaturen von über 5°C erreichen, machen sich die Amphibien auf den Weg. Das ist auch der Zeitpunkt, ab dem weitere fleißige Helfer regelmäßig die Zäune ablaufen und die Amphibien auf die andere Straßenseite bringen. Dies geschieht bis zum 14. April, dann sind die Amphibien fertig gewandert und die Zäune werden wieder abgebaut.
Fotos: (Carola De Marco) Christian Lynen und Anika Maneke beim Aufbau der Amphibienzäune