Kaum ein Tier wurde mit so vielen Mythen belegt wie die Fledermaus. Tiere die keine Federn besitzen, trotzdem Fliegen können und zudem nur nachts jagen, war vielen Menschen unheimlich. So wurde die Fledermaus als Symbol von Tod und Unheil assoziiert. Im christlichen Glauben galt die Fledermaus gar als Vogel des Teufels. Nicht zu vergessen die Verbindung zwischen Fledermäusen und Vampiren, ihre Rolle im Roma Graf Dracula von Gram Stocker und in den Filmen Batman.
Auf der anderen Seite steht die Fledermaus in der Chinesischen Kultur für Glück, Wohlstand und Langlebigkeit und ziert traditionellen Kunstwerke.
Trotz vieler mysteriöse Geschichten rund um die kleinen Nachtjäger, werden Fledermäuse zu Unrecht als Blutsauger bezeichnet. Sie verfangen sich auch nicht in Haaren. Ganz im Gegenteil Fledermäuse sind extrem wichtig für unser Ökosystem und sind außergewöhnlich spannende und einzigarte Lebewesen.
Fledermäuse sind die einzigen Säugetiere die fliegen können, und gehören dabei zu den ältesten Säugetieren, die sich vor über 65 Millionen Jahren entwickelt haben.
Fledermäuse können kopfüber hängen. Fledermäuse haben in ihren Beinen spezielle Krallen, welche sich automatisch einrasten, wenn sie sich an die Decke krallen. Wollen sie wieder losfliegen müssen die Nachtsegler Kraft aufbringen um sich wieder zu lösen. Nicht alle Arten hängen frei und kopfüber an Decken. Viele Arten verkriechen sich auch in schmalen Spalten und Nischen.
Fledermäuse erreichen erstaunliche Alter (je nach Art 4 bis 40 Jahre). Für so kleine Säugetiere sehr erstaunlich und die langlebigste Art bezogen auf ihre Körpergröße überhaupt. Forscher versuchen herauszufinden was ihren Alterungsprozess auf zellebene verlangsamt.
Fledermäuse fressen pro Nacht bis zu einem Drittel ihres Eigengewichts. Das entspricht bis zu 5000 Mücken pro Nacht.
Fledermäuse
fliegen dank Flug-häuten zwischen den Fingerknochen, welche die Flügelflächen bilden. Die Schwanz-flughaut schließt die Beine mit ein.
Fledermäuse fliegen nicht ganz lautlos durch die Nacht, wie es uns oft erscheinen lässt. Ganz im Gegenteil rufen die Fledermäuse dauernd, jedoch können wir diese oftmals nicht hören, da sie im Ultraschallbereich liegen. Treffen die Ultraschaltöne auf Hindernisse oder Insekten, werden die Schallwellen reflektiert (Echo) und helfen so der Fledermaus sich zu orientieren (Echoortung).
Es gibt weltweit 1411 Fledermausarten, von denen lediglich drei Arten in Süd- und Mittelamerika sich von Blut ernähren. Tatsächlich werden immer noch neue Fledermausarten entdeckt. In Deutschland sind 25 Arten heimisch, wovon 13 Arten im Kreis Recklinghausen vorkommen
Fledermäuse halten etwa bis März Winterschlaf. Im Mai versammeln sich die Weibchen in sogenannten Wochenstuben, Kolonien von 10 bis 1000 Tiere. Dort bekommen sie nach 6 bis 8 Wochen Tragzeit, zumeist ein Jungtier. Die Geburten erfolgen synchronisiert und können so auf Witterungsverhältnisse angepasst werden. Die Männchen fristen je nach Art ein Einzeldasein oder leben in Männerkolonien. Lange Zeit dachte man, dass die Aufzucht der Jungen allein durch die Weibchen erfolgt, neuere Studien zeigen aber, dass auch die Männchen daran beteiligt sein können.
Im Juli bis August, nach etwa vier bis acht Woche, werden die Jungtiere flügge. Danach erfolgt die Balz- und Paarungszeit. Im Oktober bis November werden die Winterquartiere bezogen. Spannenderweise können die Weibchen das Sperma im Körper so speichern das die Befruchtung erst nach dem Winterschlaf erfolgt.
Fledermäuse sind wahre Überlebenskünstler im Winter. So können sie ihre Körpertemperatur auf wenige Grad Celsius abkühlen, Herzschlag und Atmung bis auf das 40-fach verlangsamen.
Die in Deutschland lebenden Fledermausarten können entweder nach ihrem Migrationsverhalten oder nach ihrem Lebensraum unterschieden werden.
Fledermäuse sind während der Wintermonate ortstreu, wanderfähig (bis zu 100 km) oder wandern bis zu 1000 km in andere Regionen, um dort zu überwintern.
Die Einteilung nach dem Lebensraum erfolgt in Waldfledermäuse und Gebäudefledermäuse. Während Waldfledermäuse eine Bindung zu Waldlebensräumen haben (Spechthöhlen, Stammrisse, abstehende Rinde, Nistkästen usw.), leben Gebäudefledermäuse, meist unbemerkt, in und an Gebäuden (Dachböden, Spalten, Ritzen usw.). Es gibt aber Spuren, an denen man Fledermäuse am und im Haus erkennen kann. Zum einem an Kotkrümeln, welche sehr ähnlich sind zu Mäusekot, aber im trockenen Zustand zu Staub zerfallen und durch die verdauten Insekten oft glitzern. Zum anderen an Urinspuren (z.B. an der Wand) an der Einflugstelle.
Fotos: (NABU/B. Bindig)
Zwergfledermaus
Die Zwergfledermaus, ist hier die häufigste und kleinste Art. Sie wird in etwa Daumengroß und wiegt 3,5 bis 8g. Sie ist eine Gebäudefledermaus und wohnt oft unbemerkt in Siedlungsräumen. Ihr reichen winzige Spalten hinter Holzverkleidungen, Dachkästen oder Ziegeln, als Wochenstuben. Sie jagen nachts in Parks, Alleen, unter Brücken und an Teichen.
Mückenfledermaus
Sie ist ebenfalls eine sehr kleine Vertreterin ihrer Art, eng verwandt mit der Zwergfledermaus und wurde tatsächlich erst vor ein paar Jahren als eigene Art beschrieben. Lediglich mit Hilfe eines Ultraschall-Empfängers (Bat-Detektor) kann man beide Arten voneinander unterscheiden. Die Mückenfledermaus ruft in höheren Bereichen als die Zwergfledermaus. Hier in Haltern am See wurde eine Kolonie mit 346 Tieren gefunden.
Rauhautfledermaus
Die Rauhautfledermaus, eine wandernde Art, kommt hier nur auf dem Durchzug vor. Mit bis zu 1900 km Wanderungsstrecke gehört sie zu den Rekordhaltern. Sie zählt zu den in Waldlebensräumen vorkommende Art und wird 6 bis 8 schwer und 4,5 bis 5,5 cm groß. In der Nähe zur Stever konnten jedoch einige im Sommer verbleibende Männchen und eine Wochenstube beobachtet werden.
Braunes Langohr
Auffallend sind beim braunen Langohr, die Namens-gebenden langen Ohren, welche im Winterschlaf unter die Flügel geklemmt werden. Mit diesen können sie die noch so leisesten Echos ihrer Ultraschallrufe wahrnehmen. Die Ultraschallrufe dieser Art kann vom menschlichen Gehör wahrgenommen werden. Sie werden 4,5 bis 11 g schwer und können sowohl im Waldhabitat als auch in Gebäudenähe vorkommen. Das braune Langohr ist in der Lage Insekten direkt von Oberflächen wie Bäume und Blätter abzusammeln, da sie in der Luft stehen können.
Breitflügelfledermaus
Die Breitflügelfledermaus ist eine häufig in Häusern anzutreffende Art, gern im Dachfirst zwischen Dachpfannen und Isolierung. In Nordrhein-Westfalen gilt sie als stark gefährdet. Sie ist wanderfähig und wird 15-35 g schwer und 6-8 cm groß. Ihre Flügelspannweite beträgt bis zu 36 cm. Sie jagen gern unter Straßenlaternen unweit der Wochenstuben.
Wasserfledermaus
Die Wasserfledermaus jagt, wie ihr Name vermuten lässt, direkt über Gewässer. Dabei nutzt sie ihre Schwanzflughaut als Kescher. Besonders auffällig ist ihr heller Bauch. Sie wird ca. 7 bis 17 g schwer. Diese Art lässt sich sehr gut mit einer Taschenlampe über Teiche und Seen beobachte. In Haltern ist diese Art u.a. an der Stever und am Schloss Sythen anzutreffen.
Teichfledermaus
Die Teichfledermaus ist deutlich seltener und größer als Wasserfledermaus. Sie wird 14-20 g schwer. Sonst ist diese Fledermaus der Wasserfledermaus sehr ähnlich, auch der Ruf ähnelt ist aber etwas langsamer vom Rhythmus.
Fransenfledermaus
Die Fransenfledermaus verdankt ihren Namen den Borsten auf Schwanzflughaut. Sie ist eine in Wäldern und Gebäuden vorkommende Art und wird 5 bis 12 g schwer.
Kleine Bartfledermaus
Diese, in Haltern sehr seltene Art, ist eine Gebäude gebundene Fledermaus. Sie ist sehr eng verwandt mit der großen Bartfledermaus, welche aufgrund des relativ langen Fells so benannt wurde.
Großer Abendsegler
Der große Abendsegler gehört zu den größten Arten hierzulande mit 29 bis 40 g. Sie ist reine Waldfledermaus. Gut beobachten lässt sich diese Art über Baumkronen und beleuchteten Plätzen. Sie jagt mit bis zu 60 km/h schnell und ausdauernd in der Morgendämmerung. Sie überwindet bis zu 1600 km Entfernungen für die Überwinterungsquartiere.
Kleiner Abendsegler
Der kleine Abendsegler ist die kleinere Schwesternart, welche 13-20 g Gewicht erreicht, und dem großen Abendsegler sehr ähnelt.
In Deutschland stehen 17 der 23 hier lebenden Arten auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Es wird also Zeit das wir geeignete Schutzmaßnahmen ergreifen. Die Gefährdung der Fledermäuse hat verschiedene Gründe, allem voran der Lebensraumverlust und dem Insektenschwund.
àLebensraumverlust: Rodungen, Bebauungen, Abbruch und Sanierungen von Gebäude
àNahrungsmangel: Insektenschwund
àLichtemission: zB angeleuchtet Brücke
àPrädatoren: Katzen, Eule, Marder
àKrankheiten und Vergiftungen (durch Aufnahme von Insektiziden über die Beute)
àWindkraftanlagen (diese können nicht geortet werden)
àStörungen im Quartier durch Bauarbeiten, Tourismus (Höhlen), Lost-place-hype
Doch was können wir konkret tun, um diesen wundervollen Nachtwesen zu helfen? Ganz wichtig ist der erhalt der Lebensräume und das Entgegenwirken des Insektensterbens.
Weitere Hilfemöglichkeiten:
Foto: Links (NABU/Schleswig-Holstein) Fledermauskästen/rechts (NABU/H. Klinkert) Unfallopfer
Was tun, wenn sich Fledermäuse mal in die Wohnung verirrt haben?
Sollten sich mal Tiere ins Zimmer verirrt haben, am besten sofort das Licht ausschalten und das Fenster öffnen. In der Regel finden die Tiere allein wieder raus. Ist dies nicht der Fall, sollte man umgehend den Fledermausschutz kontaktieren. Bitte niemals die Tiere mit bloßen Händen anfassen, aus Eigenschutz und um die Tiere nicht zu verletzen.
Kontakt Fledermausschutz Recklinghausen:
Text: NABU/K. Geilen (Ein riesiges Dankeschön geht an Heike Kalfhues für ein großartiges Seminar mit tollen Informationen und Anregungen)
weitere Quellen:
https://www.vielfalt2030.de/entdecken/7-faszinierende-fakten-ueber-fledermaeuse/
https://www1.wdr.de/fledermaus-pdf100.pdf
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/fledermaeuse/arten/index.html