Bei den Großlibellen gibt es einige unterschiedliche Körperformen. Heidelibellen, Mosaik- oder Moosjungfern sehen nicht nur wegen ihrer Färbung unterschiedlich aus.Nicht nur das äußere Erscheinungsbild sondern auch das Jagd-Verhalten unterscheidet die Libellen voneinander.
Blutrote Heidelibelle (Männchen)- Ansitzjäger
Blaugrüne Mosaikjungfer (Weibchen) - Flugjäger
Heide- und Segellibellen sowie Moosjungfern und manche anderen Libellen lauern von einer Sitzwarte aus auf Beute. Nach meiner Erfahrung schauen diese Ansitzjäger überwiegend nach oben, um Beute, die sich gegen den hellen Himmel besser abhebt, zu erspähen.
Sie fliegen ihrer Beute in der Regel entgegen, was wohl erfolgsversprechender und energiesparender ist, als eine Verfolgungsjagt. Häufig kehren diese Libellen zu ihrem Ausgangspunkt zurück. Aber längst nicht jeder Beuteflug ist erfolgreich.
Beispiele für Ansitzjäger:
Große Moosjungfer (Männchen) Frühe Heidelibelle Nordische Moosjungfer
Feuerlibelle Plattbauch (Weibchen)
Die großen, den Kopf dominierenden Augen der Flugjäger haben bis zu 30 000 Einzelaugen und ihnen entgeht keine schnelle Bewegung.
Die männlichen Flugjäger kombinieren häufig Patrouillen- und Beuteflug miteinander. Die weiblichen Flugjäger sieht man nicht so häufig, zum Einen wegen ihrer unauffälligen Färbung und zum Anderen, weil sie häufig nur zur Paarung und Eiablage ans Leichgewässer kommen.
Beispiele für Flugjäger:
Blaugrüne Mosaikjungfer Große Königslibelle Herbstmosaikjungfer
Das Männchen der Großen Königslibelle patroulliert an „seinem“ Gewässer und vertreibt Konkurrenten oder fängt und frisst sie je nachdem, wie groß sie sind.
Zwischendurch wird auch mal eine kurze Pause eingelegt.
Das Weibchen der größten einheimischen Libelle legt die Eier ohne Begleitung des Männchens ab.
Häufig wird es bei der Eiablage bedrängt von Männchen anderer Libellenarten, hier zwei männliche Feuerlibellen.
Männchen
Männchen der Blaugrünen Mosaikjungfer trifft man nicht so häufig in sitzender Position an. Sie ist eine der häufigsten Großlibellen in unseren Breiten. Obwohl sie recht farbenfroh ist, ist sie doch gut getarnt.
Weibchen
Das Weibchen ist, wie bei den meisten Libellen, unauffälliger gefärbt als das Männchen.
Libellen atmen durch Atemöffnungen, Stigmen genannt. Eine davon habe ich mit dem Pfeil markiert.
Dieses junge Männchen hält sich einer Weizenähre fest.
Hier sind die Hinterleibsanhänge des männlichen “Jungtieres“ zu sehen. Damit haken sich die Männchen am Hinterkopf der Weibchen fest.
Das Weibchen legt die Eier in Pflanzenstängel über der Wasseroberfläche ab. Aus den Eiern schlüpfen sogenannte Prolarven, die sich dann einfach ins Wasser fallen lassen.
Die Blaugrüne Mosaikjungfer legt ihre Eier aber auch in der Nähe der Wasserfläche ab und die Prolarven werden bei einem Regenguss ins Wasser gespült, wenn sie Glück haben.
Beim Vergleich der Larvenhaut der Blaugrünen Mosaikjungfer mit einer frischgeschlüpften Pechlibelle kann man den Größenunterschied zwischen Groß- und Kleinlibelle gut erkennen.
Männchen
Das Männchen der Herbstmosaikjungfer ist leicht mit dem der Torfmosaikjungfer, auf dem Bild unten, zu verwechseln.
Weibchen
Hätte ich das Weibchen nicht zufällig bei der Landung gesehen, dann wäre sie wohl unentdeckt geblieben, da die Tarnfarben an trockene Halme mit Licht und Schatten erinnern.
Im Gegensatz zur nahen Verwandten, der Blaugrünen Mosaikjungfer ist die Herbstmosaikjungfer nicht so flugfreudig und so kann man diese schönen Insekten häufiger bei einer Flugpause „erwischen“.
Auch bei den Herbstmosaikjungfern sind die großen, den Kopf dominierenden Augen gut zu erkennen. Herbstmosaikjungfern sind nicht selten aber die Anzahl der Individuen ist ehr gering.
Die Männchen patrouillieren an Gewässern legen aber häufiger Pausen ein und trotz des hohen Blauanteils in ihrer Färbung sind sie doch recht gut getarnt und sie werden häufig übersehen.
Den Plattbauch kann man als Pionierart bezeichnen. Diese Libellen sind gute und schnelle Flieger. Sie besiedeln recht schnell neu entstandene Gewässer, selbst Pfützen werden angenommen. Dieses Bild ist 2018 entstanden, als ein kleiner Gartenteich entschlammt und die Bepflanzung auf ein Minimum reduziert worden war. In 2019 habe ich keinen Plattbauch am Teich gesehen, 2020 sind die ersten, etwas urig anmutenden Larven aufgetaucht aus denen dann nach ein paar Tagen junge Libellen geschlüpft sind.
Die Larven sind recht behaart und graben sich gerne in Schlamm ein, um dort auf Beute zu lauern. Sie sind sehr robust und können, wenn „ihr“ Gewässer ausgetrocknet ist für mehrere Wochen in eine Art Sommerstarre verfallen wo dann sämtliche Körperfunktionen herunter gefahren werden. Es gibt auch Berichte, in denen zu lesen ist, dass die Larven sich über eine längere Strecke aktiv auf die Suche nach einem „neuen“ Gewässer machen.
Wenn der „Druck“ der Beutegreifer auf die Larven sehr groß ist, machen sie sich auch auf zu weiter entfernten, verstreut liegenden Stellen, an denen sie dann ausschlüpfen. Dort können die Libellen oft ungestört ausschlüpfen, sich entwickeln und zum Jungfernflug starten.
Diese junge Libelle klammert sich an ein Blatt. Der rechte Hinterflügel ist beschädigt, eventuell ist das auf die Attacke eines „Spatzenvaters“ zurückzuführen, der sich darauf spezialisiert hat Libellen bei ihrem Jungfernflug in der Luft abzufangen, um sie dann an seine Jungen zu verfüttern.
Dieses junge Weibchen hat noch bis zum nächsten Morgen gewartet, um in die „weite Welt“ aufzubrechen.
Gegenüberstellung von Plattbauch und Vierfleck
Plattbauch Vierfleck
Die Exuvien vom Plattbauch (links) und vom Vierfleck (rechts) sehen sich sehr ähnlich und ohne direkten Vergleich sind sie für den Laien kaum zu unterscheiden.
Charakteristisch sind die „dreieckigen“ Augen der Larven, hier etwas schemenhaft bei den Exuvien vom Plattbauch (links) und vom Vierfleck (rechts) zu erkennen. Die gezahnte Linie gehört zur Fangmaske, die blitzschnell vorschießt, um die Beute zu fassen und festzuhalten.
Die linke Exuvie stammt vom Vierfleck und die rechte vom Plattbauch. Auf dem Hinterleib der Vierfleckexuvie kann man hakenförmige „Dornen“ erkennen, die z.B. Fische davon abhalten soll die Larve zu fressen. Die Larve vom Plattbauch gräbt sich häufig im Schlamm ein und ist für Beutegreifer dort kaum zu erkennen und benötigt diese Abwehrwaffen wohl nicht.
Der Vierfleck ist ein Generalist, der mit vielen Gegebenheiten klar kommt.
Bildunterschiften von links nach rechts:
1. Foto: Die Larve steigt aus dem Wasser und sucht sich eine geeignete Stelle, um aus der Larvenhaut zu schlüpfen.
2. Foto: Wenn ihr die Stelle nicht gefällt, dann wird auch mal der Standort gewechselt.
3. Foto: Nach welchen Kriterien die Larve den Schlupfplatz aussucht weiß nur sie allein. Ich denke, dass es eine Stelle sein muss, wo die Libelle in aufrechter Position schlüpfen kann.
4. Foto: Wenn sie die passende Stelle gefunden hat, verharrt sie für eine kurze Zeit, um …
5. Foto: … dann aus der Larvenhülle herauszuschlüpfen.
6. Foto: In aufrechter Position sorgt die Schwerkraft dafür, dass sich ihre Flügel und der Hinterleib richtig entwickeln.
7. Foto: Und so entwickelt sich in einer Zeit von etwa drei Stunden aus einer unter Wasser lebenden Larve ein Insekt, das für einige Wochen den Luftraum für sich erobert.