Fledermäuse - Glücksbringer oder Inbegriff des Bösen

Foto: NABU/Britta Raabe
Foto: NABU/Britta Raabe

Zwischen diesen beiden Polen schwankt die menschliche Einschätzung über die Handflatterer. Die versteckte Lebensweise, am Tage schlafen und nachts jagen, mit ihrem geheimnisvollen Orientierungssinn, war vielen Menschen in der Vergangenheit unheimlich. Keine Tierart wurde so stark verfolgt und mit Gerüchten und Aberglauben belegt wie die Fledermaus.

 

Im jüdischen Glauben steht sie für Verdorbenheit, im christlichen war sie der Vogel des Satans. Im chinesischen Glauben dagegen gilt sie als Glücksbringer. Und nicht zu vergessen: die Rolle als Blutsauger in „Graf Dracula“ aus dem Roman von Gram Stocker.

 

Für einsichtige Menschen kündigen die Fledertiere kein Unheil an. Sie sind die einzigen Säugetiere die wirklich fliegen können. An fast allen größeren Stillgewässern z.B. in Herten kann der interessierte Naturbeobachter die Kobolde der Nacht beobachten, wie zum Beispiel am Schloss Herten, am Ewaldsee sowie an den Fischteichen in der Ried. Mit großem Erfolg führt die Arbeitsgruppe Fledermausschutz im Kreis Recklinghausen und der Naturschutzbund Deutschland Fledermausbeobachtungen für Schüler und Naturliebhaber an verschiedenen Standorten unserer Heimatstadt durch. Dabei zeigt sich, dass besonders Kinder den Fledermäusen sehr unvoreingenommen gegenübertreten und begeistert bei der Beobachtung in der freien Natur mitfiebern.

Alle heimischen Fledermäuse ernähren sich von Insekten. Sie erkennen ihre Beute durch Echoortung (mit Ultraschall). Das heißt, sie sehen ihre Beute nicht, sie hören sie (Hörbilder). Zum Beispiel erbeutet eine Wasserfledermaus hunderte von Mücken und Läusen. Für das menschliche Ohr sind diese Ortungsrufe nicht hörbar. Die oberste Hörgrenze des Menschen ist bei 18 kHz, 1 kHz sind gleich 1000 Schwingungen pro Sekunde. Die Ultraschalllaute der Fledermäuse können mit Hilfe eines Detektors in für den Menschen hörbare Laute umgewandelt werden. Die arttypische Schallbreite kann zur Bestimmung der Tiere beitragen. Seit etwa 1936 steht diese Tiergruppe in Deutschland unter Naturschutz. Leider hat dieser Schutz auf dem Papier den Rückgang der Fledertiere nicht verhindern können. Alle 20 heimischen Fledermausarten sind in Nordrhein – Westfalen ausnahmslos gefährdet.

 

In Herten konnten fünf Arten festgestellt werden:

  • Wasserfledermaus
  • Großer Abendsegler
  • Breitflügelfledermaus
  • Zwergfledermaus
  • Rauhautfledermaus

Ursache der Gefährdung dieser Tiergruppe:

Foto: Michael Korn/ Breitflügelfeldermaus
Foto: Michael Korn/ Breitflügelfeldermaus
  • die zunehmende Verarmung der modernen Kulturlandschaft,

  • der Verlust der Sommerquartiere (Baumhöhlen, Gebäudequartiere), insbesondere von ungestörten Wochenstuben (Aufzucht der Jungen).

  • der Verlust der Winterquartiere (Höhlen, Stollen, Keller usw.), insbesondere diejenigen, die störungsfrei für den Winterschlaf sind.

  • die Vergiftung des Nahrungsangebotes zum Beispiel durch die Anwendung von Insektiziden,

  • die Vergiftung durch Holzschutzmittel in der Wochenstube (Jungenaufzucht),

  • die Vergiftung durch Schadstoffe in der Nahrung, die sich im Fettgewebe der Handflatterer anreichern und im Winterschlaf zum Tod des Tieres führen.

Fledermäuse schützen, heißt, eine Landschaft mit der lebensnotwendigen Vielfalt und Naturnähe wiederherzustellen und zu erhalten.

 

Auch die Arbeitsgruppe Fledermausschutz im Kreis Recklinghausen und der Naturschutzbund Deutschland haben es sich zu Aufgabe gemacht, die Situation der Fledermäuse im Kreisgebiet und somit auch in Herten zu verbessern. Dazu gehört in erster Linie die wichtige Säule der Öffentlichkeitsarbeit (Exkursionen, Vorträge, Pressearbeit) durch fachlich kompetente Personen, denn man kann nur das schützen, was man kennt! Des Weiteren kümmert sich die Arbeitsgruppe Fledermausschutz im Kreis Recklinghausen um den Erhalt und die Neuschaffung von Sommer- und Winterquartieren für unsere Kobolde der Nacht. Bereits seit Jahren wurden seitens der AG – Fledermausschutz, Fledermausquartiere in Form von Fledermauskästen angebracht. Die Pflege von gefundenen Fledertieren rundet die Aktivitäten im Kreisgebiet ab. Die Fledermäuse sind ein wichtiger Bestandteil einer auch für den Menschen lebenswerten Landschaft. Denn der Mensch braucht die Natur, aber die Natur braucht den Menschen nicht!

 

Text: Michael Korn