Die Hohe Mark

Blühstreifen an der Hexenbuche -  Sagenumwobender Lebensraum für Inseketen, Spinnen und andere Krabbeltiere

 

Text und Fotos von Hermann Bergjürgen

 

Der Blühstreifen ist kein „Blumenbeet“ sondern eine locker wirkende Pflanzenansammlung aus Gräsern und Blühpflanzen. Von der ursprünglich großen Zahl an Pflanzen, die mit der Saatmischung ausgebracht wurden, wird sich nach Jahren wohl nur ein Bruchteil durchsetzen und auf dem Standort erhalten bleiben, aber das ist ein normaler Vorgang. Die Gräser und Wildblumen, die sich durchsetzen, kommen mit dem Boden, der Wassermenge, den Lichtverhältnissen und generell mit den klimatischen Bedingungen vor Ort gut zurecht und bedürfen in der Regel keiner besonderen Unterstützung.

 

 

Anlegen des Blühstreifens 2017 - Ein Bericht

Der Start vom Blühstreifen war die Entfernung vom Grasbewuchs. Im Anschluss daran mit einer Grabgabel tief umgraben und dabei möglichst viele Wurzeln entfernen.

 

Dickere Sandklumpen zerkleinern und nach Vorgabe einsähen. Im Anschluss ans Sähen muss der Boden verdichtet werden. Nach meiner Erfahrung sprießen die Pflanzen dort am besten, wo der Boden am meisten verdichtet ist.

Die frisch aufgegangenen Pflänzchen immer feucht halten!

 

 

 

Die Saatmischung sollte nach meiner Meinung ausschließlich aus einheimischen Pflanzen bestehen, da viele Insekten ihre „Kindheit“ auf heimischen Pflanzen verbringen oder sich speziell von deren Blüten, Blättern oder Wurzeln ernähren.

Die Große Klette habe ich stehen lassen, als ich den Streifen angelegt habe, weil sie eine heimische Pflanze ist, deren Blüten Insekten anlocken.

 

 

Wenn sich im Bereich des neuen Blühstreifens Brennesseln und/oder Disteln befinden, dann ist das in meinen Augen ein Glücksfall, da daran viele Schmetterlingsraupen leben, wachsen und fressen. Da diese Pflanzen von den großen Pflanzenfressern in der Regel gemieden werden, laufen die Raupen nicht Gefahr mitgefressen zu werden.

 

Einige Pflanzen kommen über die Blüte nicht hinaus und können sich nicht aussähen und verschwinden aus dem Blühstreifen ebenso, wie Pflanzen die mit dem Standort nicht zurande kommen.

Wie selbstverständlich erscheinen allerlei Insekten, wie Raubwanzen und Schmetterlinge.

 

Kornblumen kommen ursprünglich aus dem arabischen Raum aber sie sind schon so lange in unseren Breiten, dass sie als einheimische Pflanzen anzusehen sind.

 

Im zweiten Jahr, nachdem ich im März die alten Pflanzen abgeschnitten und in der Nähe abgelegt hatte, sprießen die jungen Pflänzchen und auch die zweijährigen Pflanzen werden zur Blüte gelangen

 

 

 

 

Mohn und Kornblumen sind verschwunden und Margeriten bestimmen das Bild.

 

  

Im Herbst bieten die trockenen Pflanzen und Pflanzenstängel vielen Insekten einen Unterschlupf und daher entferne ich sie erst im Frühjahr, wenn der Nachwuchs der Kerbtiere geschlüpft ist.

 


 

In der Saatmischung waren etwa 50% Grassamen von verschiedenen Gräsern, da es immer weniger Flächen gibt auf denen sich auch Gräser frei ausbreiten können. Weg- und Feldränder werden häufig gemäht oder verschwinden ganz von der Bildfläche. Da sich viele Tiere dort nicht mehr ungestört entwickeln können ist ihr Schicksal besiegelt.

 

Insekten und andere Tiere des Blühstreifens

Sandwespe

 Sobald die „blanke“ Erde freigelegt war haben sich umgehend Sandwespen eingestellt. Seither halte ich immer eine kleine Fläche pflanzenfrei.

Hummeln

 Seit dem zweiten Jahr nachdem ich den Blühstreifen angelegt habe gibt es jedes Jahr ein Hummelnest in unmittelbarer Nähe.

Schrecken

 Die kleine Strauchschrecke lässt es sich gut gehen.

 Die Roesels Beißschrecke ist eine häufige Art.

 

 

 

Zikaden

 Spitzkopfzikade

Spinnen

Unterschiedliche Spinnen tummeln sich in mehreren Etagen vom Blühstreifen. Die Wolfsspinne jagt auf dem Boden.

 Radnetzspinnen wie die Sektorspinne findet man in allen möglichen Höhen, Hauptsache das Netz passt.

Schmetterlinge

Heide-Wurzelbohrer nehmen als Schmetterling keine Nahrung mehr auf aber sie halten sich gerne auf Lichtungen oder Waldrändern auf und so profitieren sie auch vom Blühstreifen. Die Raupen ernähren sich unter anderem von den Wurzeln des Adlerfarn.

der C-Falter,

 

 

 

 

 

 

 

Raupen

Die Raupen der Braunwurz-Blattwespe ernährt sich von den Blättern …

 Nicht jeder freut sich darüber, wie diese Spinne. Sandwespe mit gelähmter Spinne bei der Hexenbuche.

 

 Auch blühende Gräser werden gerne von den Hummeln besucht, was mir vorher gar nicht so bewusst war.

Die Nymphe der Punktierten Zartschrecke.

Mir sind leider nicht alle Namen der Grashüpfer bekannt. Manche legen ihre Eier in der Erde, manche in Hohlstängeln von krautigen Pflanzen und wieder andere in Baumrinde ab.

Rundkopfzikade

 Die um einiges größere Listspinne fängt ihre Beute ebenfalls „zu Fuß“ aber etwas höher.

 

Im oberen Bereich, da wo die Blüten sind, lauert die Krabbenspinne.

 

 Das Große Ochsenauge,

 

 

 

 

 oder das Landkärtchen profitieren von Disteln oder Wasser Dost, den Blühpflanzen, die im Umfeld wachsen. Eine weitere Pflanze, die im Umfeld vom Blühstreifen vorkommt ist der Knotige Braunwurz. Diese unscheinbare Pflanze ist u.A. Nahrungspflanze vom Braunwurz-Mönch und der Braunwurz-Blattwespe und kommt an Waldrändern und feuchten Stellen vor.

 

 

 

die Raupen vom Braunwurz-Mönch von den Früchten und vom Rest der Pflanze.

 Da, wo sich viele Raupen befinden, stellen sich auch recht schnell „Räuber“ ein, wie diese Raubwanze. Sie hat zwei Tage gebraucht, um die Raupe vom Braunwurz-Mönch, die sich erst gerade frisch gehäutet hatte, auszusaugen.


Käfer

 

So mancher Käfer tummelt sich im Blühstreifen, hier ein Harlekin-Marienkäfer ein eingeschleppter Käfer aus dem asiatischen Raum. So drollig, wie sie aussehen sind sie in meinen Augen aber nicht.

 

 

Diese Marienkäferart hat eine weitaus höhere Reproduktionsrate, als die einheimischen Verwandten und sie und ihre Larven sind recht gefräßig und fressen wohl alles, was sie überwältigen können, wie z.B. auch die Larven anderer, einheimischer Marienkäferlarven.

 

Schnellkäfer gehören auch zu den „Trägern“ der Milben, die teilweise parasitieren aber zum Teil die Käfer und andere Insekten als Transportmittel nutzen.

Die Anzahl der Milben kann recht hoch sein und z.B. den Käfer stark in seiner Mobilität beeinträchtigen.

 

 

 

 

Es gibt viele Arten von Schnellkäfern darunter auch der Blutrote Schnellkäfer. Seine Larven leben räuberisch im Mulm abgestorbener Bäume. Der Nachwuchs anderer Schnellkäfer ernährt sich von Pflanzenwurzeln.

 

 

Viele weitere Käfer habe ich am Blühstreifen angetroffen.Der Nachwuchs vom Gefleckten Schmalbock ernährt sich vom Totholz von Laubbäumen.

 

Auch der schwarze Laufkäfer lebt räuberisch.

 

 

 

Ein Eichenblattroller, seine Larven ernähren sich von Eichenblättern.

 

 

 

Der Nachwuchs vom Mausgrauer Sandschnellkäfer ernährt sich ebenfalls von kleinen Insekten und lebt in der oberen Erdschicht oder Laubstreu.

 

 

 

Bei so viel leckerer Nahrung tauchen aber auch heimische Siebenpunktmarienkäfer auf. Die kleineren Zweipunkt-Marienkäfer hab ich leider schon lange nicht mehr gesehen.

 

 

Der Nesselbock legt seine Eier in die Stängel von Disteln und/oder Brennesseln ab. Ihre Larvenzeit verbringen diese Käfer in den Pflanzenstängeln.

 

 

 

Die Käfer ernähren sich von Blättern und anderen Pflanzenteilen. Bei den kleinen roten Punkten handelt es sich um Milben.

 

 

 

 

 

 Kurz nach dieser Aufnahme ist der Schnellkäfer gestartet aber recht unkontrolliert „abgestürzt“.

Schnellkäfer sind in der Lage, wenn sie auf dem Rücken liegen, Abdomen und Torso schlagartig aus einer Art Verankerung zu lösen. Dadurch schnellen sie empor und landen, wenn alles gut geht, auf allen Sechsen. Das Emporschnellen ist auch Namensgebend.

 

Der Rotgelbe Weichkäfer lebt räuberisch, ernährt sich aber auch von Pollen.

 

 

 

 

 

Viele Bockkäfer, wie dieser Widderbock. Die Larven entwickeln sich im ersten Jahr zwischen Rinde und Holz, um sich dann im zweiten Jahr ins Holz zu „bohren“.

 

Rüsselkäfer, wie der häufige Brennessel-Grünrüssler, ernährt sich von Brennesselblättern, die Larven hingeben von deren Wurzeln.

 

 

Dieser Trauerrosenkäfer breitet sich immer weiter von Süden her aus und ich habe ihn im Jahr 2020 zum ersten Mal bewusst gesehen. Die Käfer fressen Pollen und die Larven Wurzeln.

 


Zecken

 

Zecken befinden sich ebenfalls im Blühstreifen aber die wären auch ohne die ausgesäten Pflanzen dort.

Hier warten zwei Zecken wohl auf einen möglichen „Wirt“, was in der Regel von einer erhöhten Sitzwarte aus passiert. Der Gemeine Holzbock hat keine Augen und erkennt seine „Beute“ durch Tasthaare an den Beinen und das Hallersche Organ, womit das Spinnentier z.B. Körperwärme und Gerüche wahrnehmen kann.

 

 

Fliegen

 

Der Name Goldschild-Wanzenfliege lässt auf den Wirt der Larve schließen. Die Goldfärbung vom Rückenschild ist nur beim Männchen anzutreffen.

 

 

Die Larven der Blasenkopffliege entwickeln sich unter anderem in Hummeln aber auch Bienen und Wespen kommen in Frage. Das Weibchen der Fliege klammert sich „blitzschnell“ im Flug auf den Rücken vom Wirt und legt ein Ei ab. Die erwachsenen Insekten ernähren sich von Nektar.

 

Eine Raub- bzw. Habichtsfliege mit einer „Mahlzeit“.

 

 

 

Die Skorpionsfliege gehört zu den Schnabelfliegen und ernährt sich von toten oder verletzten Insekten aber auch von Blütenpollen. Wenn die Möglichkeit besteht, dann werden auch kleine Insekten erbeutet.